Machen Händler es der Internetkonkurrenz zu einfach?

Machen Händler es der Internetkonkurrenz zu einfach?

Vor ein paar Tagen habe ich einen Artikel gelesen, dass der Umsatz des Versandhandels bei 49,1 Mrd. Euro in 2014 betragen hatte. Davon viel auf das Internet ein Umsatz von 41,9 Mrd. Euro und der Rest auf alles außerhalb des Internets.

Unglaubliche 85 % des Versandhandel Umsatzes kamen 2014 also über das Internet und noch immer lese, dass die größte Angst der Einzelhändler es ist, dass das Internet ihnen immer weiter das Geschäft untergräbt. Die Antwort müsste bei diesen Zahlen definitiv JA heißen, das tut das Internet. Aber seien wir doch ehrlich, was soll als Folge dessen nun passieren? Sollen wir das Internet abschalten, damit alles so wird wie früher? Ich denke, dass das keine Alternative sein kann. Viel mehr sollten wir uns überlegen, wie mit der neuen Herausforderung umgangen werden soll. Viele Händler sollten es der Internetkonkurrenz nicht zu einfach machen. Ja, Amazon, ebay, erento, lieferheld und Co. haben eine unglaubliche Marktmacht. Aber wir sollten nicht vergessen, dass diese Firmen eine Marktmacht im Internet haben. Was diese Firmen nicht bieten können ist das Einkaufserlebnis. Was diese Firmen nicht bieten können ist der Plausch im Kaffee zwischen zwei Mode Geschäften. Was diese Firmen nicht bieten können ist das mal aus dem Haus raus kommen und frische Luft schnappen. Was diese Firmen nicht bieten können, ist der Schnack unter Menschen von Angesicht zu Angesicht. Was diese Firmen nicht bieten können ist die wirkliche Welt.

Wirklich schlechte Argumente und Möglichkeiten der Händler

Jeder Einzelhändler kann all das bieten was das Internet auch bietet und wenn nicht, dann lieber Händler denke darüber nach dich selbst weiter zu entwickeln. Stell dich doch der Internetkonkurrenz und werde selbst zu einer. Erhöhe deine Sichtbarkeit im Internet. Sei doch im Google Branchenbuch vertreten. Erstelle dir eine eigene Facebook Fanpage. Baue dir selbst eine Internetseite (es gibt genügend Baukastensysteme) oder wenn du es professionell haben möchtest, dann sprich mit jemanden aus deinem Bekanntenkreis oder Google doch einfach.

Die häufigsten Argumente der Verbraucher pro Internetkäufe sind:
dass die Artikel komfortabel nach Hause geliefert werden können. Da muss ich oft den Kopf schütteln. Als ob der Händler in der Einkaufstraße auch nicht könnte?

dass die Artikel im Internetshop ständig Vorhanden sind. Das ist natürlich totaler Unsinn. Auch der Internethändler kann das eine zeigen und das andere haben? Und wenn er es gerade nicht vorrätig hat, dann bestellt es nach und informiert den Verbraucher. Vielleicht sogar noch mit einem Gutschein? All das, was der Händler in der Einkaufsstraße auch kann und macht.

dass das Warten an der Kasse den Verbraucher abnervt und man deswegen lieber im Internet bestellt. Ja, dass ist in der Tat ein Phänomen unserer Zeit. Durch das Internet muss alles viel schneller, besser und unkomplizierter gehen. Im Internet hat der Verbraucher zahlreiche Möglichkeiten den Artikel zu bezahlen. Sei es über eine Kreditkarte, PayPal, Kauf auf Rechnung, Vorkasse usw. Lieber Händler in der wirklich Welt. Auch du hast hier natürlich die Möglichkeit, mehrere Zahlungsmöglichkeiten anzubieten. Lass doch deine Kunden nicht abgenervt stehen. Der Herrenausstatter Pohland macht das dies vorbildlich.

dass Internetshops Rabatte anbieten können. Herje, natürlich kann dass der Händler auch und das machen sie.

Bei den vielen schlechten Argumenten für den Einkauf im Internet gibt es natürlich auch die richtig guten Argumente. Das wohl stärkste Argument ist, dass im Internet auch Sonntags eingekauft werden kann. Also an dem Wochentag, an dem die Menschen die meiste Zeit haben. Das soll an dieser Stelle nun kein Appell sein, dass der Handel sich noch stärker gegen die Politik und die Kirche aufbegehren sollte. Sonder meine Gedanken gehen dahin, dass der Unternehmer, der Händler oder gar der Selbständige selbst entscheiden sollte, seinen Laden dann zu öffnen und zu schließen wann er es für richtig hält. Das selbe gilt auch für Öffnungszeiten.

Ein paar gute Beispiele wie es gehen könnte

An dieser Stelle möchte ich ein paar Firmen aufzählen, welche etwas neues ausprobieren und somit sich nicht gegen das Internet stellen sondern viel mehr versuchen das Einkaufserlebnis in der wirklichen Welt zu vergrößern.

Das sind Firmen wie IKEA. IKEA bietet nicht nur mit seiner Kantine einen Mehrwert für ihre Kundschaft, sondern auch mit dem Kinderhort. Kennen wir es nicht alle, dass das Einkaufen mit den Kindern zu einer echten Nervenprobe werden kann? Warum also die Kinder nicht für eine Stunde im Kinderhort abgeben?

Das sind Firmen wie Thalia und Mayersche. Genau, es sind Buchhändler. Jedes Mal wenn ich an den beiden Filialen vorbei laufen, dann sehe ich den unglaublichen Kundenansturm, welche sich mit Büchern, Hörspielen, Stiften, Zeitschriften und Co versorgen. Eben jenen Artikeln, welche angeblich so gerne im Internet gekauft werden. Eben jene Artikel, mit denen Amazon und ebay groß geworden sind. Aber was machen Thalia und Mayersche? Neben der riesigen Auswahl bieten beide Firmen Ecken an, wo sich ihre Kundschaft hinsetzen kann, um in den Büchern zu stöbern. Ein Kaffee oder Tee dazu? Gar kein Problem. Und bei aller liebe, eine Kaffeemaschine, ein paar Tassen und eine schöne Ecke in der regionalen Buchhandlung einzurichten ist doch gar nicht so schwer.

Der Herrenausstatter Pohland bietet einen ganz besonderen Service, den ich sehr oft nutze und deswegen fast ausschließlich nur dort einkaufen gehe. Pohland bietet offensichtlich eine Schar von Verkäufern, welchen man als Verbraucher nur zu sagen braucht, was man gerne hätte und diese durch die Räumlichkeiten eilen während man selbst sich in Ruhe hinsetzen kann. Alle Sachen werden einem gebracht. Wenn ich mir ein Hemd kaufen möchte, dann werden zuerst meine Maße genommen, damit das beste Hemd für mich ausgesucht wird. Bezahlung an der Kasse? Überhaupt kein Problem, denn die Verkäufer bringen alles zur Kasse und bereiten alles vor, ohne dass man selbst dort stehen muss. Sobald alles fertig ist, tritt man selbst ganz entspannt an die Kasse und bezahlt.

Das Ziel eines jeden Händler sollte es doch sein, dass ihm von Außen anzuerkennen ist, dass sein Laden läuft. Dass viel Kundschaft da ist. Dass er wirklich etwas zu bieten hat, so dass viele ihn aufsuchen.

Aber auch eine Warnung an den Verbraucher

Gerade in der heutigen Zeit erwartet der Verbraucher (also der Kunde), dass er noch mehr Service erwarten kann und möchte. Dass wenn der Verbraucher etwas im Internet bestellt, dass er es z.B. kostenlos zurück senden kann. Gleichzeitig ist die aktuelle politische Lage auch so, dass wir Ewigkeiten über den Mindestlohn diskutiert haben.

Im Ernst lieber Verbraucher. Natürlich ist es ein Service einen bestellten Artikel im Internet kostenfrei zurück zu senden. Sich aber Mehrere Artikel gleichzeitig zu bestellen und immer wieder zurück zu senden, das kostet Geld welche andere Menschen ausbaden müssen. Ja, lieber Verbraucher, du hast Rechte, aber wundere dich nicht, dass wenn du solch einen Art von Service vollkommen für dich ausnutzt, dass irgendjemand am Ende dieser dafür Kette doch bezahlen muss. Sei es der Paketzusteller oder der Lagerarbeiter. Und dann darfst du dich nicht darüber wundern, dass über so etwas wie den Mindestlohn gesprochen werden muss, weil du Service mit Ausnutzung verwechselst. Gerade für dich lieber Verbraucher, gerade wenn du Schuhe im Internet bestellst und wissen möchtest, welcher Schuh dir am besten passt. Gerade du Verbraucher, geh doch in die Stadt. Lass dir den Schuh zeigen. Probiere ihn an. Und wenn der Händler deine Größe oder gar diesen Schuh aktuell nicht im Laden hat, dann sprich mit ihm. Ich bin mir sicher, dass er dies nachbestellen kann oder dir vielleicht einen Tipp geben kann wohin gehen solltest. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht und gemerkt, dass man doch noch immer freundlich zu einander ist.

Fazit

Um auf die ursprüngliche Frage zu kommen, “Macht der Händler es der Internetkonkurrenz zu einfach”. JA, dies machen viele. Aber die großen überlegen sich kreative Lösungen, wie der Reale-Handel zum Internet-Handel parallel oder gar in Symbiose existieren und im besten Fall unterstützen kann. Das Internet sollte nicht als Konkurrenz angesehen werden, sondern mehr als eine neue Möglichkeit sich anders zu präsentieren und die Zielgruppe anzusprechen, welche mehr mit dem Smartphone anfangen kann als dem Gelbe Seiten Buch zu Hause.