COVID-19 App – Apple, Google & Co. rettet uns

COVID-19 App – Apple, Google & Co. rettet uns

Wir schreien nach Tracking Apps. Apps, welche über Funkzellen oder Bluetooth unsere Umgebung scannen und uns eine Warnung per Push-Notification zusenden, dass sich in unserer Umgebung Menschen aufhalten, welche das Coronavirus COVID-19 haben. 

Ja, Technologie könnte in meiner Vorstellung helfen. Warum eigentlich nicht die technologischen Möglichkeiten nutzen? Jedes Navigationssystem von TomTom, Navigon oder sogar Google Maps schaffen es, jeden von uns an den richtigen Wunschort zu bringen, dann müsste doch eine Smartphone und Smartwatch Applikation (App) dazu auch in der Lage sein. 

Die einzigen Herausforderung wären da nur:

  1. App müsste schnell gebaut werden
  2. App müsste relevante Daten speichern können
  3. App sollte möglichst viele Menschen nutzen
  4. Es sollte keine richtige App sein

Wobei die Aussage, “einzigen Herausforderungen” eine bittere Farce ist. Ich möchte hier auf die oben genannten Punkte eingehen, warum ich es so sehe.

  1. App müsste schnell gebaut werden
    Nun ja. Die Pandemie ist seit Dezember 2019 bekannt, auch wenn sie so noch nicht offiziell genannt wurde, allerdings alle Kennzeichen einer Pandemie aufwies. Und jetzt haben wir April 2020 und anstatt zu handeln reden wir und die Zeit verstreicht. Warum eigentlich? Genügend Knowhow ist auf der Welt vorhanden.
  2. App müsste relevante Daten speichern können
    Und wenn diese App doch gebaut wird und inzwischen sogar gebaut wurde, dann müssen natürlich auch ein paar Daten gespeichert und in nahezu Echtzeit abgerufen werden können.
    Daten wie z.B.
  • den eigenen Standort
  • den Standort der anderen Menschen um einen selbst
  • den eigenen COVID-19 Zustand
  • den COVID-19 Zustand der anderen

Kurz gesagt, wären es Daten, welchen jeden Datenschützer graue Haare wachsen lassen würden. Alleine, dass der Standort von anderen Menschen abgefragt werden müsste ist fast ein NoGo und dann sollte auch noch der Erkrankugszustand gespeichert und abgefragt werden können? Der gesunde Menschenverstand sagt ja, natürlich. Der Datenschützer würde hier sagen, moment, darüber müssen wir uns erst einmal unterhalten.

  1. App sollte möglichst viele Menschen nutzen
    Wie wir alle wissen, kann eine statistische Signifikanz nur erreicht werden, wenn genügend Daten vorhanden sind. Kurz gesagt, müssten so viele Menschen diese COVID-19 App nutzen wie nur möglich.
    Aber was sehen wir aktuell? Wir sehen, dass recht viele COVID-19 Apps entstehen von unterschiedlichen Anbietern in unterschiedlichen Ländern und auch noch nicht einmal untereinander kommunizieren. So kann es einfach nichts werden. Dann wurde einfach nur eine App gebaut, allerdings ohne einen echten Mehrwert.
  2. Es sollte keine richtige App sein
    Habt ihr auch das Gefühl, dass es eigentlich keine App sein darf?
    Vielleicht müsste es hier einmal ganz klar gesagt, werden. Wenn der Mensch eine Wahl bekommt, dann wird er sie nutzen. Das ist richtig und das ist auch gut so. Aber in Ausnahmesituationen wie der Corona Pandemie sollte auch auf andere Mittel zurückgegriffen werden. Also erst gar keine App zu bauen, welche dem Nutzer vor die Wahl stellt welche er herunterladen soll, sondern sollte es eine technische Erweiterung im Betriebssystem eines jeden Endgerätes sein, welche auf die eh gespeicherten Daten des Nutzers zugreifen kann. Ganz ohne gefragt zu werden ob man getrackt werden möchte (Opt-In), vielleicht aber mit der Möglichkeit sich vom tracking auszuschließen (Opt-Out).

Apple & Google gehen den richtigen Schritt

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/technik-motor/digital/wie-das-corona-tracing-von-apple-und-google-funktioniert-16725881.html

Wer hätte das gedacht. Apple und Google haben nun endlich angekündigt genau diesen Schritt zu gehen, welcher einen wirklichen Mehrwert versprechen könnte:

  • Es wird keine App
    Der Tracker wird über das Geräte Betriebssystem ausgespielt. Niemand muss sich entscheiden, sondern auf allen iOS und Android Geräten läuft das gleich Programm.
  • Sehr sehr viele Menschen
    Da Apple (iOS) und Google (Andriod) Geräte ca. 95% aller westlichen Geräte ausmachen, werden sehr sehr viele Menschen gemessen und mit Informationen versorgt werden können.
    Einzelne Anbieter Apps werden an dieser Stelle nicht benötigt, da diese zu wenige Daten generieren können.
  • Datenschutz ist auch dabei
    Da der Tracker direkt im Betriebssystem eingebaut werden soll, möchte Google und Apple den Source Code öffentlich machen. So haben alle Datenschützer und Hacker darauf Zugriff und können sich ein Bild darüber machen, welche Daten erhoben werden. Selbst an ein Opt-In, also einer aktiven Zustimmung, soll gedacht werden.

Recht auf Datenschutz vor Recht auf Leben?

Es fehlen nur noch die COVID-19 Erkrankungsdaten der Nutzer. Diese müsste noch immer jeder Nutzer selbst eintippen und gleichzeitig seine Zustimmung gegeben haben, diese Daten zu verwenden. Sicherlich aus Datenschutzsicht richtig. Allerdings stellt sich die Frage, ob in einer globalen Aussnahemsituation das Recht auf den eigenen Datenschutz nicht zu hoch angesiedelt ist? Ich stelle mir die Frage, wie die Welt aussehen würde, wenn alle Gesundheitsinstitute wie Robert-Koch, John Hopkins und Co miteinander zusammenarbeiten würden und diese Zusammenarbeit auch noch über alle Länder hinweg mit der Politik und auch noch mit technologischen Anbietern wie Google und Apple aussehe? Nehmen wir doch mal in unserem Kopfkino an, welchen Mehrwert ein begrenzter vollkommen automatisierter Wissensaustausch bringen würde? 

Aber natürlich sollte sich die Frage gestellt werden, ob Technik überhaupt behilflich sein kann. Natürlich lässt sich das aber nur dann bewerten, wenn es ausprobiert werden konnte.

Sehr gute Kommentare

Wie es im Leben nun mal so ist, herrschen auch zum Thema Datenschutz unterschiedliche Ansichtsweisen. Meine ganz persönlich ist, JA, es ist fahrlässig Daten nicht zu nutzen.

Hier aber eine Auflistung von Kommentaren, rund um das Thema Apps oder Appähnlicher Tracking Möglichkeiten.

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/tracing-app-die-groesste-peinlichkeit-der-coronakrise-16740392.html
Autor: Jasper von Altenbockum