Kostenlose digitale Inhalte – muss das sein?

Kostenlose digitale Inhalte – muss das sein?

Machen wir uns nichts vor. Das Internet ist unter anderem auch deswegen so erfolgreich, weil sehr sehr viele Inhalte auch kostenlos angeboten werden. Wäre die Suchmaschine Google, das soziale Netzwerk Facebook, aktuelle Nachrichten der Verlage oder gar diverse Apps nicht kostenlos, welchen Grund hätten wir jeden Tag das Internet zu nutzen?

kostenlos nicht zu verwechseln mit der weitergabe von Daten

Vor einiger Zeit hatten wir die gigantische Geiz ist Geil Aktion von Media Markt. Ich bin bis heute der Meinung, dass diese furchtbare Marketingaktion unsere Gesellschaft merklich verschlechtert hat. Natürlich gab es immer die Preisbewussten unter uns, welche immer dem aktuellsten Angeboten hinterher gejagt sind, aber mit diese Geiz ist Geil Aktion wurde fast zu einem Dogma. Ich persönlich vermisse die Bereitschaft für ein Produkt oder auch eine Dienstleistung auch mal mehr bezahlen zu wollen, weil es jemanden wert ist. Und kostenlose digitale Inhalte sind hier ein sehr gutes Beispiel.

Jemand muss für kostenlose digitale Inhalte arbeiten

Bei kostenlosen digitalen Inhalten sollte niemals vergessen werden, dass ein Mensch diese erst einmal erstellen musste. Dieser Mensch hat dafür sein wissen, können und seine Zeit investiert. Womöglich auch noch sein Geld und dennoch stellt er diese kostenlos zur Verfügung.

Nehmen wir einmal diesen Blog. Ob dieser Artikel einen Mehrwert hat oder auch nicht, dass sei euch überlassen. Fakt ist allerdings, dass er doch einige Zeit in Anspruch genommen hatte. Und nicht nur das. Der Blog läuft auch auf einen Server, welche auch noch ein wenig kostet. Und wofür? Tja, das ist eine sehr gute Frage. Warum eigentlich? Warum tun wir uns das an. Warum erstellen wir kostenlose digitale Inhalte? Zum Geld verdienen? Ich mit meinem Blog sicherlich nicht. Auch wenn hier Google AdSense Anzeigen geschaltet werden, reicht meine Reichweite bei weitem nicht aus, um allein die Kosten für das Hosting zu bezahlen. Anders sieht es sicherlich bei Verlagen aus. Also den wirklich großen der Großen. Die FAZ, Süddeutsche, Stern und Co. Die Internetseite, welche abermillionen Nutzer im Monat haben und deren Werbung natürlich dazu verwendet wird die kostenlosen digitalen Inhalte auch wieder zu refinanzieren. Aber ist es der richtige Weg?

Kostenlos und noch mehr Anforderungen

Wie weit sollte ein Firma gehen, welche kostenlose digitale Inhalte anbietet? Sollte sie es überhaupt machen? Gerade die Verlage rund um die digitale Zeitungen haben uns jahrelang dazu erzogen Inhalte kostenlos zu konsumieren. Lediglich finanziert durch Werbeeinblendungen. Das war damals, als die Nutzerzahlen noch sehr gering gewesen sind und die Zeitungsabonnenten groß gewesen sind. Mit der Zeit müssen sich viele der zahlenden Abonnenten auch gefragt haben, warum sollte ich für ein Abo bezahlen, wenn ich die Inhalte auch kostenlos im Internet erhalte? Und seien wir ehrlich, wer würde sich diese Frage nicht stellen?

Jetzt, viele Jahre später sind wir an einem Punkt gekommen, an welchem wir sehr hohe Anforderungen stellen an die kostenlosen digitalen Inhalte. Sie sollten am liebsten kostenlos bleiben und unsere Nutzeraktivität sollte nicht in Statistiken gespeichert werden. Kurz gesagt, wir möchte nicht ausgewertet werden. Also gerade das Geschäftsmodell, welches sich viele aufgebaut haben, indem sie Nutzerverhalten und Abodaten weiterverwendet oder zum teil auch weiterverkauft haben. Denn so ist es möglich mit diesen Daten die Einnahmen zu erzielen, um die Menschen zu bezahlen, welche dafür sorgen noch weitere kostenlose digitale Inhalte zu Verfügung zu stellen. Aber das wollen wir nicht mehr. Wir wollen nicht, dass Nutzer und Abo Daten verkauft werden. Wir möchten ein Recht darauf haben, zu wissen, was mit unseren Daten getan wird. Und wir wollen, dass es natürlich auch in Zukunft kostenlos bleibt.

Der richtige Weg – Freemium

Aber was wäre der richtige Weg? Kann er nur bedeuten, dass kostenlose digitale Inhalte ein Ende finden müssen? Wollen wir dies? Ein möglicher Weg wäre, dass Unternehmen eine bessere Art von Freemium verwenden sollten. Freemium Modelle bieten dem Nutzer die Möglichkeit etwas kostenlos zu nutzen aber ab einer bestimmten Stelle doch für Inhalte/Möglichkeiten zu bezahlen. Hier habe ich ein sehr gut erklärtes YouTube Video gefunden, welches das Freemium Modell beschreibt:

Wie kostenlose Spiele Milliarden verdienen:

Ist das also der richtige Weg? Weiterhin kostenlose digitale Inhalte zur Verfügung zu stellen, um an der richtigen Stelle Nutzer zur Kasse zu bitten? Aus meiner Sicht Jaein. Es ist ohne zweifel ein sehr schönes Modell als Alternative zum bisherigen. Beim Freemium wird der Nutzer vor die Wahl gestellt ob er den Mehrwert den er durch eine Zahlung erhält auch in Anspruch nehmen möchte. Dieses Modell bietet natürlich nicht nur Spiele App Entwickler, sondern auch z.B. Evernote, Bild.de und diverse andere Anbieter außerhalb der Spielebranche. Mich persönlich stört allerdings doch noch etwas. Es ist die Tatsache, dass mit einer kostenlosen Version geworben wird.

Gibt es überhaupt einen richtigen Weg

Ich denke, dass es an der grundsätzlichen Einstellung liegt, warum ich zwar ein Freemium Modell gut aber eben nicht für Zukunftsweisend finde. Warum ich generell kostenlose digitale Inhalte als kritisch ansehe, aber um ganz ehrlich zu sein keinen besseren Weg kenne, wie dies zu ändern sei. Grundsätzlich denke ich, das sich die Einstellung ändern müsste. Zum einen die Einstellung der Konsumenten (also dich lieber Leser), dass wir nicht davon ausgehen sollten, dass wir alles kostenlos konsumieren können. Zum anderen, dass diejenigen die kostenlose digitale Inhalte zur Verfügung stellen, alles aus den gewonnen Daten zwar ziehen aber nicht weiterverkaufen können.

Unternehmen achten aus eigenem Interesse,
welche Art von Daten sie anderen anbieten,
wenn überhaupt.

Je mehr ich darüber nachdenke, muss ich sagen, dass wir bereit sein müssten für Qualität auch wieder mehr bezahlen zu wollen und uns auch grundsätzlich eher für den regionalen Anbieter entscheiden sollten als für jemanden von weit her. Es geht also um unsere Einstellung. Es geht konkret darum, auf diverse Vergleichsplattformen bewusst zu verzichten und lieber für den zu entscheiden, welcher z.B. seine Mitarbeiter fair entlohnt für ihre Arbeit. Faire Entlohnung für gelieferte Leistungen. Der verzicht auf einen Zweit- oder Drittjob.

Mehr Zahlen für Anbieter mit fairer Entlohnung?

Und dann ist noch die Möglichkeit für digitale Inhalte zu bezahlen, wenn wir genau wissen, dass die Mitarbeiter aber auch Unternehmer fair entlohnt werden. Denn jeder von uns kennt irgendjemanden, welcher nur sein Leben leben kann weil er nach seiner Arbeit einer zusätzlichen  Nebenbeschäftigung nachgehen muss, um alle Rechnung oder gar das Essen bezahlen zu können. Dies würde mir persönlich am meisten gefallen. Unternehmen würden dazu angehalten werden anonymisierte Daten zur Verfügung zu stellen, wie die Mitarbeiter entlohnt werden, sodass jeder Endverbraucher entscheiden kann, ob er sich für den Anbieter entscheidet, welcher eine größere soziale Verantwortung übernimmt (hier nur auf den Lohn bezogen). Vielleicht wäre so ein Bezahlmodell wesentlich sinnvoller. Aber würde es funktionieren? Theoretisch sicherlich, praktisch müsste wir sicherlich auch hier an unserer Einstellung arbeiten und wir würden Jahre benötigen, bis sich dies größtenteils durchsetzen würde. Zumindest wenn es sich durchsetzt.

Wahrscheinlicher werden wir Geld irgendwann komplett ersetzen durch Wissen und der Idee von Star Trek näher kommen, als dass wir bereit sein werden freiwillig mehr zu bezahlen.