Hartaberfair – Wie krank sind unsere Krankenhäuser

Am 02.06.2014 lief hartaberfair auf dem Ersten mit dem Thema „Wie krank sind unsere Krankenhäuser“. Es kam für mich zu ein paar Überraschungen.

Ein wichtiges Thema, welches Herr Plasberg sich mit seinem hartaberfair Team für seine Sendung am 02.06.2014 ausgesucht und dazu recht eindrucksvolle Gäste eingeladen hatte. Nun ja, zumindest auf eine, vielleicht sogar zwei. Hier geht es um Frau Prüfer (Politikerin und das fünfte Rad am wagen) und Herr Kirchhoff (Rechtsanwalt – am Anfang ganz gut und interessant zum Schluss eher am nerven).

Viel spannender waren die Gäste Herr Montgomery (Arzt), Herr Brandenburg (Arzt) und Herr Philippi (Vorstandsvorsitzende Sana Kliniken AG). Sie lieferten alle zum Teil sehr schöne Argumente, um über den Zustand der Krankenhäuser zu erzählen. Da wären: Wie steht es um Arbeitsverträge? Sind Ärzte noch Ärzte oder eher Verkäufer. Sind Patienten Kunden? Werden Hygienevorschriften eingehalten?

Zitat Herr Brandenburg: „Uns wurde jeden Morgen im Team Meeting gesagt, wie viele freie Plätze für eine Darmspiegelung noch belegt werden sollten.“

Auch wenn die Diskussionen oft aus dem Ruder und zum Teil unter der Gürtellinie (hier war es eher Herr Montgomery, welcher sich persönlich angegriffen füllte) lief, waren sich die drei Hauptprotagonisten in einigen Punkten gleicher Meinung. Gerade was das Thema Sauberkeit, konkreter gesagt Multiresistente Keime (MRE) anging.

Es ist utopisch zu glauben, dass man irgendwann ein Krankenhaus Keimfrei bekommt.

Sie sind da und wie man die Keime am besten bekämpft, da sind alle Verantwortlichen so ziemlich ahnungslos. Wir wissen nur, dass wir das Thema Keime komplett verschlafen haben, während Länder wie die Niederlande das Problem aktiv angegangen haben. Hier wird man sogar als deutscher beim Besuch eines niederländischen Krankenhauses in Quarantäne gesetzt.

Im Grunde war die Sendung hardaberfair – Wir krank sind unsere Krankenhäuser – eine sehr gute Sendung, welche mir in Person von Herr Brandenburg ein wenig mehr die Augen geöffnet hatte, auch wenn man sich einiges denken konnte. Dass es allerdings nicht überall so ist, glaube ich auch Herr Montgomery.

Meine Erfahrung mit Krankenhäusern

Leider war ich in den letzten Monaten dazu gezwungen worden sehr sehr oft ein Krankenhaus als Besucher aufzusuchen. Hierzu habe ich einen Beitrag zur Subarachnoidalblutung geschrieben und ich kann vom Krankenhaus Fahrn insbesondere der abgeschlossenen Intensivstation sagen, dass dort alles super sauber gewesen war. Alles Besucher haben sich vorher gereinigt und sich entsprechen benommen. Der Zutritt für Kinder war strengstens verboten. Am Personal wurde hier nicht gespart, werder an Ärzten noch an Pflegern. Aber so sehr mich diese Sorgfalt zuerst indirekt beruhigt hatte, so muss ich nach der gestrigen Sendung sagen, dass dies nur für die Besucher und das Personal dieser Abteilung galt. Für alle anderen schien dies ein Fremdwort zu sein. Das gilt jedoch nicht nur Fahrn sondern auch für andere Krankenhäuser.

Da stellt sich mir die Frage, was können Krankenhäuser dagegen unternehmen? So wie Herr Montgomery es gesagt hatte. Krankenhäuser werden nie Keimfrei werden. Vielleicht sollten wir darüber nachdenken Besuchern den Zutritt vielleicht sogar zu verbieten. Aber was für einen Aufschrei würde dies auslösen? Ich weiß selbst nicht, wie ich mich dabei fühlen würde, auch wenn ich es nüchtern betrachtet als Sinnvoll erachte.

Was also bleibt ist auf den gesunden Menschenverstand zu setzen. Dass jeder Besucher nicht selbst krank andere im Krankenhaus besucht. Dass jeder Besucher sich zumindest die Hände desinfiziert. Ich finde die Idee sehr gut, dass Ärzte bei der Begrüßung nicht die Hand geben sollten, auch wenn wir es als unhöflich betrachten.

Ich hoffe auch, dass war die gestrige Erkenntnis, dass wir nicht aufzählen was wir bereits alles erreicht haben, sondern lieber das aufzählen, was wir noch erreichen müssen.

Da stellt sich die Frage, ob die Medizin überhaupt in Private Hand gehört? Warum nicht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass private Krankenhäuser Patienten mit Absicht sterben lassen? Und ob wir mehr Regelungen brauchen? Nun ja, auch hier bin ich der Meinung, dass das Bewusstsein da sein sollte, jeden Tag das Beste zu liefern und nicht unbedingt auf Gesetze zu warten, die den Alltag regeln.

Daher war wahrscheinlich Frau Prüfer da gewesen. Aber das Einzige, was sie zu sagen hatte war, dass man Krankenhäuser nach Qualität bewerten und danach bezahlen sollte. Hmmm, klingt wie ein typischer Politiker Satz und wir wissen, dass wenn Qualität bewertet werden soll, zumal noch von der Politik, dass es nur zum Kopfschütteln der Bevölkerung kommt. Würde mich also nicht wundern, dass in der angesprochenen Qualitätsbewertung auch die Grünflächenanlage, Küche, der Spielplatz in der Nähe, natürlich Parkplätze und ob genügen Ausländer (oder inzwischen sogar Inländer denn die Ärztevermittlung spielt inzwischen eine ganz wichtige Rolle) beschäftigt werden. Und all diese Faktoren dann zu einer einzigen Qualitätsnote zusammen vereint? Natürlich für alle Abteilungen des Krankenhauses.

Mal ganz im Ernst, wer hat nicht das Gefühl, dass das System insgesamt krank ist? Wie sieht es mit Patienten aus, welche kränker aus dem Krankenhaus gekommen sind als sie es vorher waren und aufgrund dessen nicht mehr arbeiten können? Gerade diese Menschen stehen dann vor dem nichts und auf Hilfe (finanziell) vom Krankenhaus, Staat oder der Krankenversicherung können sie nicht hoffen, denn die Gerichtsprozesse ziehen sich in die Länge und kosten noch mehr Geld, dass meistens ehe bereits fehlt.

Zitat Herr Montgomery: „Ärzte dürfen Fehler zugeben, so wurde es beschlossen.“

Das Gesundheitssystem, unser Gesundheitssystem gehört ohne Zweifel aus meiner persönlichen Sicht zu den Besten der Welt. Ich bin froh in einem Land wie Deutschland leben zu dürfen und ich möchte mich auch an dieser Stelle für das Krankenhausteam Fahrn herzlich für die ausgezeichnete Arbeit und auch die Betreuung des Angehörigen bedanken. Aber ich wünsche mir für die Zukunft, dass sich mehr tut. Die medizinische Versorgung ist das Eine, auch welche ich keinen Einfluss habe. Zumindest keine den ich kennen würde, es sei denn, dass ich noch ein Medizinstudium nachlege. Das Andere ist allerdings die Verwaltung und das nicht nur im Krankenhaus, sondern auch in der Kommunikation zur Krankenkasse oder sogar beim Krankenhauswechsel oder der weiteren Überweisung in eine REHA Klinik. Hier, so schien es mir aus dem Fall der Subarachnoidalblutung, dass die Verwaltung Krankenhaus, REHA Klinik und Versicherung offensichtlich im Jahr 2014 noch mit Brieftauben kommuniziert haben. Denn es wurden ganz alte Daten verarbeitet und keiner hat sich dafür verantwortlich gefühlt. Irgendwann habe ich mal tatsächlich im Jahr 2014 ein Telefon in die Hand genommen und alle abtelefoniert und denen die Telefonnummern des anderen vermittelt, damit sie sich absprechen konnten. Unvorstellbar, welche bürokratischen Hürden manchen Patienten/Angehörigen in den Weg gestellt werden.

Wenn ihr mich also nach dem Grundthema “hartaberfair – wir krank sind unsere Krankenhäuser” fragt, dann kann ich sagen, gar nicht. Unsere Krankenhäuser sind vollkommen gesund und die Forschung in der Medizin soll ihren Job leisten, den sich auch offenkundig macht. Was aber aus meiner Sicht krank ist, ist das Verwaltungssystem unseres Gesundheitssystems.

hartaberfair - wir krank sind unsere krankenhäuser

Unsere Krankenhäuser und Krank? Eher die Verwaltung der Krankenhäuser.